Generell dienen viele Kampfkünste nicht nur der Selbstverteidigung oder der Anwendbarkeit im Kampf, sondern auch der Charakterbildung. Auch die Vo-Dao-Kampfkunst hatte schon immer eine starke geistige und moralische Komponente.
Vo-Dao-Viet-Nam ist ebenso eine Kampfkunst wie eine Lebenseinstellung. Zentraler Gedanke ist, die Entwicklung von geistigen Eigenschaften wie Geduld, Ausdauer, Mut, Selbstdisziplin, Selbstvertrauen und Bescheidenheit zu fördern. Die Trainingsinhalte gehen daher über das reine Üben der Kampftechniken hinaus und umfassen weitere Aspekte wie Philosophie, Kultur und Heilkunst. Die Gründe dafür liegen in der engen geschichtlichen Verbindung zwischen der Entwicklung der Kampfkunst und der Philosophie des Taoismus.
Das geistige Fundament der Vo-Dao-Kampfkunst ist taoistisch. Vor diesem Hintergrund verbindet sich die Ausübung der Kampfkunst mit einem tieferen Verständnis der Natur und des eigenen Ich. Dazu gehören die kosmologischen Vorstellungen von Himmel und Erde, die acht Trigramme (Bat Quai), die Fünf Wandlungsphasen, die polaren Grundkräfte Yin und Yang sowie die Lehre vom Qi. Nach fernöstlicher Auffassung ist Qi die Energie, die alles entstehen läßt: Der ganze Kosmos ist mit Qi erfüllt und ist durch Qi erst geworden.
Das Studium der Heilkunst befasst sich mit Massage, Akupressur, Akupunktur und Heilpflanzenkunde. Ziel ist, das Verständnis des energetischen Systems des Menschen und den Fluss der Qi-Energie im Körper zu fördern.