Geschichte der Schule

Der Gründer der Schule, Grosslehrmeister Hoang Tien, wurde am 19.03.1887 im Kim-Dinh der Stadt Tien-Hai in der vietnamesischen Provinz Nam-Dinh geboren. Sein bürgerlicher Name war Nguyen-Van-Tuc. Schon früh siedelte er nach Kim-Son in der vietnamesischen Provinz Ninh-Binh um. Im Sommer 1896 begann er Kung-Fu und Dao Philosophie zu lernen.

1909-1915

Vietnam befand sich zu dieser Zeit noch unter französischer Kolonialherrschaft. Es enstanden revolutionäre Bewegungen, die die Unabhängigkeit Vietnams wiederherstellen wollen. Hoang-Tien schloss sich mit einigen Vertrauten dem Revolutionär Hoang-Hoa-Tham in Yen-Bai an. In dieser Zeit war er der Verbindungsmann zwischen Dong-Kinh-Nghia-Thuc (Tokyo-Gerechtigkeitsdiener) und Hoang-Hoa-Tham.

Im Jahre 1909 wurde Hoang-Hoa-Thams Gruppe von den Franzosen zerschlagen. Hoang-Tien zog sich nach Kim-Son in Ninh-Binh zurück und unterrichtete in den Jahren 1909-1915 Jugendliche und Revolutionäre in Kung-Fu, in der Dao-Lehre und in der Lehre des Nho und Lao (Nho–Konfuzious, Lao-Laozi).

Die Prinzipien dieser Schule lauteten:

  • TRI-DUNG LAM PHUONG-TRAM – Mut und Kraft in den Gedanken sei der Leitspruch (Phuong Tram: Spruch des Tages/ Leitspruch/ Mantra)
  • DAO-DUC-LAM-NEN-TANG – Die Lehre der Tugend sei der Lebensweg (Nen: Boden, Tang: Fest)
  • NHAN-NGHIA LAM HANH-DONG – Menschlichkeit und Guttun sei das Handeln. (Nhan: Menschlichkeit, Nghia: Guttun ‘im Mass der Gerechtigkeit’)
  • BAO-QUOC LAM DAI-CONG – Der Schutz des Landes sei die große Verpflichtung (Bao: Schutz, Quoc: das Land, Dai: groß, Cong: Verpflichtung)

1915 – 1916

In dieser Zeit wurde Hoang-Tien von König Duy Tan zum Berater (Giam-Sat-Ngu-Su) am königlichen Palast ernannt. Der König beauftragte ihn mit Geheimdienstaufgaben in der Funktion als Kinh-Mat-Chi-Huy-Su. Eine dieser Aufgaben führte ihn nach Gia-Dinh und Saigon. Dort sollte er in erster Linie die Verbindung zwischen dem im Exil lebenden Königsvater Thanh-Thai und dem König wiederherstellen und aufrechterhalten, aber auch einen Revolutionsplan ausarbeiten, um die Unabhängigkeit Vietnams zu verwirklichen.

Begriffserklärung:

  • Giam-Sat-Ngu-Su – Beobachter Berater, Kontrolleur, Minister
  • Kinh-Mat-Chi-Huy-Su – Geheimdienstleiter des Palasts, eine Vertrauensperson des Königs (Chi Huy: Befehlhaber, Su: Auftragnehmer, Kinh: Palast, Mat: Geheimnis)

Nachdem der Revolutionsaufstand des Königs 1916 scheiterte, verbannten die Franzosen den König Duy-Tan und seinen Vater Thanh-Thai auf die Insel “Reunion” im indischen Ozean.

1916 – 1923

Hoang-Tien tauchte als Dao-Mönch mit dem Namen Hoang-Tien in einem Dao-Dinh (Dao Tempel) in Phu-Lam, Sai-Gon unter. Gemeinsam mit einigen Vertrauten, entwickelte er die Revolutionspläne in der Erwartung weiter, dass König Duy-Tan eines Tages zurückkehre, um Vietnam in die Unabhängigkeit zu führen. Im Frühling 1923 begann er daraufhin mit der Ausbildung der Revolutionäre. Diese umfasste neben Kung Fu auch Dao Philosophie, Dich-Ly (Naturwandlung) und Y-Hoc (Heilkunde).

Aufgrund seiner persönlichen Entwicklung ergänzte er den Leitspruch der Schule:

  • CACH-MANG TAM-THAN (Cach: Methode, Mang: Neue Änderung, Tam: Herz, Than: Körper)
  • BAO-VE CHINH-NGHIA (Bao-Ve: Schutz, Chinh-Nghia: Gerechtigkeit) Hoang-Tien sagte: “Eine neue und absteigende Zeit ist angebrochen und wir sollten unsere Vo-Cong, mit der wir bisher für die Verteidigung des Landes gekämpft haben, nicht vergessen, sondern umwandeln in einen anderen Weg der Gerechtigkeit, der dem Land dient, um den richtigen Zeitpunkt (für die Revolution) abzuwarten.”

Der von ihm unterrichtete Stil, seine Kampftechniken und seine Lehre wurden mit unterschiedlichen Namen bezeichnet. Nguyen-Van-Tuc selbst legte keinen Namen für seine Kunst fest. Seine Vertrauten bezeichneten den Stil als: Vo-Giam-Quan oder Vo-Dao-Gaim-Quan (Giam: Berater oder Kontrolleur, Quan: Minister). Die Bevölkerung hingegen nannte den Stil: Vo-Ong-Dao (Ong: Herr, Dao: Weg).

Auf diese Weise wurde dieser Stil zum ersten Mal mit dem Namen Vo-Dao in Verbindung gebracht. Einige Meister, die mit Hoang-Tien trainierten, integrierten Elemente des Vo-Dao in ihr eigenes Trainingsprogramm.

1927

König Bao-Dai rief Nguyen-Van-Tuc erneut an den Königshof mit seinem vorherigen Rang. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten verließ Hoang-Tien den Königshof wieder.

1929 – 1940

In dieser Zeit kamen mehrere Revolutionäre und angesehene Personen zu ihm, um gemeinsam mit und von ihm neue Wege des Kung-Fu und Vo-Dao zu erlernen. Trotz mehrerer Versuche, Hoang-Tien wieder in das politische Tagesgeschäft einzubeziehen, hielt er sich strikt aus der Politik heraus. Einige seiner Schüler, welche seinen Weg folgten, ergänzten den Stil mit dem Namen “Vo-Dao-Viet-Nam” (ca. 1930), um inländische und ausländische Stile zu unterscheiden.

1940 – 1960

[1945 – Rückzug der Franzosen]

Zwischen 1940 – 1960 reisten sie zusammen nach China und Südostasien, um verschiedene Kung-Fu-Schulen zu besuchen und weitere Kampfsportarten kennenzulernen.

1960 kehrten sie zusammen nach Saigon zurück.

1963 erkennt Hoang-Tien Vo-Dao-Viet-Nam als offiziellen Namen für seinen Stil an.

1966 – heute

1966 akzeptierte Hoang Tien seinen letzten Meisterschüler, Hoang Tri Dzung. Hoang Tri Dzung trainierte nicht nur Vo-Dao, sondern auch andere Kampfkünste und Kampfsportarten wie Tai-Chi, Shao Lin, Judo, Tae-Kwon-Do und Shotokan Karate.

Im Jahr 1980 kam Hoang Tri Dzung von Vietnam nach Deutschland. In Deutschland gründete er am 29.03.1983 die Vo-Dao-Viet-Nam-Schule.

Mittlerweile existieren in Deutschland mehrere Gruppen, die sich mit der Lehre des Vo-Dao-Viet-Nam beschäftigen.